Sarajevo - Christen, Muslime, Metalheads und Jedis

Sarajevo - Christen, Muslime, Metalheads und Jedis

Hanna

Sarajevos Geschichte hat einige tragische Episoden. Zum Beispiel wurden der Thronfolger von Österreich-Ungarn Franz Ferdinand und dessen Frau 1914 erschossen, was als Auslöser des ersten Weltkriegs galt. Im Bosnienkrieg wurde die Stadt über 3 Jahre (1992 - 1995) belagert und notdürftig von den Flugzeugen der UN versorgt, die die Stadt kurz davor als “Safe Area” deklariert hatten. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass während der Belagerungszeit mehr als 10.000 Einwohner Sarajevos getötet wurden. Wegen der sensiblen Beziehungen zwischen den sich damals bekämpfenden Ethnien wird Bosnien und Herzegowina seit dem Krieg von 3 Präsidenten regiert: einem muslimischen (Bosniaken), einem katholischen (Kroaten) und einem orthodxen (Serben). Dem Land wird wird auch deshalb von Forschern das “komplizierteste Regierungssystem der Welt” attestiert. Um Entscheidungen zu fällen braucht es die Zustimmung aller drei. Das macht den Staat sehr träge, ignoriert die Interessen von allen anderen Minderheiten (z.B. Juden) und stößt dadurch vor allem bei jüngeren Leute auf Unverständnis. Aber sie haben eine Möglichkeit gefunden, sich dagegen aufzulehnen: sie geben als Konfession einfach Minderheiten wie Metalhead oder Jedi an und demonstrieren so gegen die 3-Ethnien-Politik. In ein paar Jahren - so hoffen wir - wird man dank dieser neuen Generationen hoffentlich getrost die Samthandschuhe ablegen können und sich den anderen Problemen des Landes widmen.

All das haben wir auf der exzellenten free Sarajevo walking tour sehr einprägsam erfahren, die wir jedem uneingeschränkt empfehlen können.

Unser sonstiger Eindruck von der Stadt war ein eigentlich recht munterer. In der Altstadt (Fußgängerzone) ist es immer geschäftig und aufregend. Es gibt in Sarajevo - ganz Hauptstadt - sehr gutes, vielfältiges Essen, gute Museen, viele Events, und hippe Spots wo sich die jüngeren Leute treffen. Sehr beeindruckend und wunderschön anzusehen ist die im Krieg zerstörte und vor kurzen wieder aufgebaute Nationalbibliothek “Vijećnica” (Bild unten).

Ein bisschen mysterisch ist, warum das Leitungswasser zwischen 0 und 4 Uhr nachts gedrosselt wird, aber auch damit kann man gut leben ;).