
Gjirokastra - kleines Bergdorf voller interessanter Details
Gjirokastra erkennt man ziemlich gut an den steinernen Dächern der hellen Häuser. Wir haben gehört, dass so ein Dach gut 3 Tonnen wiegt und die Konstruktion deshalb ein Albtraum sein kann. Vielleicht verfallen auch deshalb viele Häuser immer weiter und werden nicht aufgebaut. Wir haben aber gehört, das das auch mit der kommunistischen Ära Albaniens zu tun hat, die wir unbedingt nochmal beleuchten müssen. Schließlich hat sie viel mit den Eigenheiten des heutigen Landes zu tun.
Wenn man durch Albanien fährt, dann fallen einem die sehr zahlreichen Bunker auf. Von 1944 bis 1990 herrschte in Albanien eine kommunistische Diktatur. Die meiste Zeit hat Enver Hoxha (gesprochen “Hotscher”) regiert, der nacheinander Bündnisse mit Jugoslawien, China und Russland einging und nach kurzer Zeit wieder brach. Als Folge dessen isolierte sich Albanien immer stärker und die Paranioa des Diktators führte dazu, dass unvorstellbare 200.000 Bunker im Land gebaut wurden. In vielen Städten gibt es auch typische kommunistische Denkmäler und Kunst. In Gjirokastra, übrigens der Geburtsort Hoxhas, wurde unter der Burg eine riesige Bunkeranlage für die Elite gebaut die heute besichtigt werden kann. Vieles, zum Beispiel das Mobiliar muss man sich leider vorstellen, aber man erahnt das Ausmaß der Angst dass zum Bau eines solchen Monstrums geführt hat.
Aber nochmal zurück zu den vielen verlassenen Häusern und was das mit dem Kommunismus zu tun hat: Im Kommunismus wurde Gjirokastra zur Museums-Stadt erklärt. Was sich harmlos anhört, hatte aber für die Besitzer der Häuser eine Enteignung zur Folge. Noch dazu wurden die Häuser nicht gut instand gehalten. Nach dem Ende des Kommunismus wurden die Häuser ihren ursprünglichen Besitzern in mehr oder weniger gutem Zustand zurückgegeben. Das wesentliche Problem war (und ist) allerdings, das ein Haus dann bereits der nächsten und übernächsten Generation übergeben wurde. Das sind natürlich viel mehr Menschen, die sich nicht so leicht einigen wie eine kleine Familie. Und so verfallen viele Häuser leider immer weiter.
Abgesehen von der - dennoch sehr schönen - Altstadt mit ein paar Handwerksbetrieben, Souvenirshops, Minimärkten, Restaurants und dem Bunker gibt es natürlich noch die riesige, teilweise recht gut erhaltene Burg in der man herumstreunern kann.
Da Gjirokastra nicht weit von der griechischen Grenze ist, hört man hier viele Menschen griechisch Sprechen oder Bouzouki-Klänge aus den Cafés - pardon: Kafenios :)