
Baltische Küche - Essen mit Bodenhaftung
Nach so langer Zeit im Balkan und Griechenland ist ein bisschen Abwechslung beim Essen natürlich sehr willkommen. Noch dazu bin ich noch nie mit baltischer Küche in Berührung gekommen. Auf der Riga Free Tour haben wir dann erfahren, dass die Letten nichts lieber mögen als Kartoffeln und 100 verschiedene Arten kennen, sie zuzubereiten. Ich als Kartoffelskeptikerin hatte schon mit dem schlimmsten gerechnet, als unser Tourguide ergänzt hat, dass Pilze, geräuchterter Fisch, dunkles Roggenbrot und eingelegtes Gemüse auch noch ganz oben auf dem Speiseplan stehen. Die Küche wirkt wie eine Fusion aus deutscher und russischer. Das klingt für manche vielleicht nicht unbedingt erstrebenswert, schmeckt aber wirklich super.
Am besten verfolgt man auf dem Markt (der in Riga ist super) ein paar Einheimische und kauft ihnen Dinge nach. Besonders hat es mir das eingelegte Gemüse angetan. Es gab zum Beispiel drei verschiedene Arten Kohl: mit Knoblauch, Granatapfel oder süß-sauer - alle köstlich! Die Verkäufer sprechen nur selten englisch und sind nicht immer begeistert von Kunden die nicht wissen was sie wollen und dann nur Kleinstmengen kaufen… aber es klappt doch immer irgendwie.
Neben dem Markt gibt es für Neugierige noch die Konditoreien und Bistros zu entdecken. Da der Sommer in Lettland eher wie der Frühling bei uns ist, gibt es hier noch allerlei Beeren. Die landen dann in den Kuchen der Konditoreien. Außerdem gibt es russichen Honigkuchen, Schweineohren, gefüllte Taschen und viele andere Köstlichkeiten.
Die Bistros oder Caféterien erinnern ein bisschen an Mensen bei uns. Der Unterschied ist, dass das Essen nicht angeleifert, sondern immer hausgemacht ist. Und natürlich gibt es andere Gerichte. Zum Beispiel wird viel öfter Buchweizen, Fisch, Kohl, saure Gurken und Rote Bete verwendet als bei uns. Und es gibt manche Bistros wo es nur Pelmeni (Maultaschen) gibt, die man sich wild zusammenstellen und mit verschiedensten Toppings dekorieren kann. Die Komposition wird dann nach Gewicht bezahlt. Gefällt uns!
Wer abends nicht ins Selbstbedienungs-Bistro, sondern richtig Essen gehen will, der muss sich allerdings auf feinere Gastronomie mit hohen Preisen einstellen. Wir hatten den Eindruck, dass die Letten eher mittags auswärts essen und abends nur zu ganz besonderen Anlässen ins Restaurant gehen. So wie es halt in Deutschland vor einiger Zeit und heute in ländlichen Regionen auch war/ist.
Vor allem in Riga gibt es auch austauschbare fast-food-Läden und Hipster-Cafés in denen man locker mal 3-4 Euro für ein kleines Stück Kuchen hinlegt. Wer sich hingegen auf den Markt, in die Konditoreien oder die Bistros traut, der wird mit authentischem, günstigem Essen belohnt. Also: Nur Mut!